Coel, Collin: Experimentum Crucis
Den Himmel auf Erden verspricht die
österreichische Bundesregierung jenen Bindungswilligen, die sich mit der
deutschen Agentur Apis ins Benehmen setzen und ins Examen steigen. Wer im
Auswahlverfahren seinen Mann stellt und die Hürde nimmt, hat immerhin Anspruch
auf die staatliche Partnerversicherung und zugleich die unumstößliche
Gewissheit, dass seine Beziehung Bestand hat. Und dies, wiewohl es nachweislich
kein Leichtes ist, sämtlichen Auflagen von Mr und Mrs Right zu genügen. Sich in
die Umstände, ins Unabänderliche zu fügen ist indes nicht drin. Eh klar, dass
dadurch und namentlich durch die Unmöglichkeit, vermittelnd in die
Auseinandersetzung um die Homoehe einzugreifen und den Königsweg zwischen
Konvention und Nonchalance, Tradition und Fortschritt zu finden, der
Manipulation in Apis Tür und Tor geöffnet wird. Dabei pfeifen s doch die Spatzen
von den Dächern, dass allen Beteuerungen und gesetzlichen Anpassungen zum Trotz
die Zeit für die Homoehe noch nicht reif ist, der kleine Moritz mit den
Klischees des Schwulen- und Lesbenvereins, den gesundheitlichen Gefahren zumal,
schwerlich zu Potte kommt. Niemanden wundert drum, dass Hinz und Kunz Ränke
schmiedet. Und so dauert es denn auch nicht ewig und drei Tage, bis in
Königswiesen das Gerücht von der aidskranken Pole-Tänzerin, der hiesigen Paula
Untucht, in Umlauf ist und sich an ihrer lesbischen Lebensgefährtin, der
zugereisten Blumenbinderin Flora Untraut, der Unmut der oberösterreichischen
Gemeinde entzündet. Es heißt schlicht, dass die grassierende Angst im Ort allein
auf das Konto der Stuttgarterin gehe.
Verlag: tredition
Seiten: 300 S. Erscheinungsjahr: 2014 Ausführung: Kartonierter Einband (Kt)